Ersatz für die Krückenkapseln von Ortopedia
Als Langzeitnutzer von Unterarmgehhilfen habe ich jahrelang die grauen und festen Krückenkapseln (die Gummistöpsel am Ende der Krücke) von Ortopedia genutzt. Diese haben bei mir ca. 3 Monate durchgehalten. Somit waren diese Dinger die Referenz. Vor einigen Monaten habe ich dann allerdings die Information von meinem Sanitätshaus erhalten, dass das Unternehmen Meyra Ortopedia übernommen hat. Soweit war und ist mir das eigentlich komplett egal. Leider wurde auch die Entscheidung getroffen, dass die von mir jahrelang genutzten Kapseln nicht mehr produziert werden. Da diese auch von sehr vielen anderen Langzeitnutzern verwendet wurden, war das somit nicht nur für mich eine Katastrophe. Rein mal egoistisch gesehen war das die dümmste Entscheidung des Jahrhunderts.
Anfangs noch optimistisch hat sich “mein” Sanitätshaus und auch ich selbst auf die Suche nach einem vergleichbaren Ersatz gemacht. Was soll ich sagen? In Deutschland gibt es scheinbar keinen Markt für Langzeitanwender. Zumindest nicht für die, die auch mal vor die Türe gehen, Sport treiben usw. Im Grunde genommen waren alle “Alternativen” komplett für die Tonne. Teilweise so schlimm, dass ich die Kapseln nicht mal auf die Krücken montiert habe. Lediglich die Kapseln der Firma Ossenberg waren mit einem Monat Nutzungsdauer halbwegs annehmbar. Verglichen mit denen vor Ortopedia aber trotzdem noch alles andere als gut.
Ok, dann eben Europa. Irgendein Land muss doch etwas im Angebot haben, das taugt. Entweder haben die betreffenden Anbieter keine Internetseite oder es gibt auch europaweit nichts, dass für den längeren und anspruchsvolleren Einsatz ausgelegt ist.
Vor einiger Zeit bin ich dann auf das Unternehmen von Herrn Thomas Fetterman in den USA aufmerksam geworden. Dieser ist selbst körperlich eingeschränkt und bietet Gehhilfen an, die für Langzeitnutzer geeignet sind und auf Maß gefertigt werden. Was sich natürlich im Preis niederschlägt. Ein paar Alu-Krücken kosten 695 US-Dollar. Will man Titan haben, ist man mit 1145 US-Dollar dabei. Neben den diversen Gehhilfen werden auch selbst entwickelte Kapseln angeboten. Einmal die Tornado-Tips und einmal die Performance-Tips. Beide in verschiedenen Ausführungen. Erstere schlagen mit 29,95 US-Dollar pro Paar zu buche. Letztere mit 40,95. Kapseln von Ortopedia haben mich 9 Euro das Paar gekostet. Kurz gesagt, die Dinger von Fetterman sind schweineteuer. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Eventuell stimmt ja die Aussage, dass die Dinger x-mal länger halten als normale Kapseln (hoffentlich bezieht sich das auf die Produkte von Ortopedia oder Ossenberg). Da keine Lieferkosten genannt wurden, habe ich einfach mal eine E-Mail geschrieben. Zwischen 20 und 30 Euro pro Sendung, kam als Antwort. Na vielen Dank… Ich erhielt allerdings auch den Hinweis, dass es einen Vertrieb in England gibt (http://www.mustgetit.com/). Da waren die Versandkosten vergleichbar, wie wenn ich in Deutschland bestellen würde. Die Ware an sich war aber nicht günstiger. Egal, man lebt nur einmal.
Als ich die Lieferung erhalten habe, habe ich nicht schlecht gestaunt. Die Tornado-Tips sind verglichen mit normalen Kapseln riesig. Die Performance-Tips stellen diese aber noch einmal in den Schatten. Mit etwas Mühe kann man damit jemanden den Schädel einschlagen. Ohne Krücke. Hier mal ein Vergleichsfoto, was leider nicht so gut geworden ist. Links sind die Tornado-Tips zu sehen. In der Mitte die von Ossenberg in normaler Größe (zwischen diese habe ich eine 2-Euro-Münze als Anhaltspunkt gestellt). Rechts dann das volle Pfund in Form der Performance-Tips. Irre.

Inwieweit diese etwas taugen und ob sie das Geld auch nur ansatzweise wert sind, kann ich nicht sagen. Hierzu muss ich noch Praxistests durchführen. Genauso ob die Krankenkasse da irgendetwas zahlen wird. Das Sanitätshaus und ich werden es aber versuchen, sofern ich mit den Dingern zufrieden bin. Das wird bestimmt lustig. Ich sehe schon wieder das Argument kommen, dass ich mir doch jede Woche ein paar 0815-Kapseln für 5 Euro verschreiben lassen kann, aber hochwertige (auch wenn diese unterm Strich billiger kommen) nicht. Das Spielchen kenne ich ja schon zur Genüge, wenn ich mir anstelle von sogenannten AOK-Krücken welche verschreiben lasse, die nicht verstellbar und eigentlich für Menschen jenseits der 120 Kilo ausgelegt sind. Die mit Höhenverstellung haben nämlich eine sehr geringe Haltbarkeit. Teilweise auch nur 1-2 Monate. Habe ich schon erwähnt, dass es in Deutschland scheinbar keinen Markt für Langzeitnutzer gibt?
Wer also auch von der Produktionseinstellung der Ortopedia-Kapseln betroffen und bereit ist, das Geld auszugeben, könnte mit den Fetterman-Tips eventuell eine Alternative gefunden haben. Falls jemand noch einen Geheimtipp hat, der weniger kostet, bitte melden. Falls es jemanden interessiert kann ich gerne noch ein Fazit veröffentlichen, wenn ich die beiden Modelle getestet habe.
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